Die Gesellschaft befindet sich im Wandel. Mit der Corona-Pandemie haben Themen wie die Digitalisierung und New Work nochmals an Fahrt aufgenommen. Aber auch Umweltthemen stehen nach wie vor stark im Fokus. Das zeigen unter anderem Veranstaltungen wie der diesjährige Weltmarktführer Innovation Day, der im September in Erlangen stattfand. Unter dem Motto „Energie und Klima“ wurden dort Best-Practices aus Unternehmen, aktuelle Forschungsergebnisse und innovative Projekte präsentiert und diskutiert.
Dieser Umschwung macht sich auch in der Automobilbranche bemerkbar, und das nicht erst seit der Corona-Krise. Bereits seit einigen Jahren bestimmen Themen wie die Elektromobilität, das vernetzte Auto (Connected Car) und autonomes Fahren die Diskussion. Bei nahezu allen großen Zukunftsthemen spielt die Software eine zentrale Rolle, denn es ist schon längst nicht mehr allein die Hardware, die das Auto zu dem macht, was es heute ist. Mittlerweile zählen neben den klassischen Komponenten wie dem Motor, dem Antriebsstrang und der Karosserie, Rechnersysteme und Software zu den wichtigsten Bestandteilen eines Fahrzeugs: Sie bilden das technische Fundament für die Sicherheits- und Navigationsfunktionen, steuern den Motor und stellen sicher, dass Fahrer und Passagiere auf Infotainment-Services zugreifen können.
Hinzu kommt, dass beim Auto eine ähnliche Entwicklung wie bei Mobiltelefonen zu beobachten ist: Das gute alte Handy hat sich zum Smartphone weiterentwickelt – einen Computer im Taschenformat, der heute mehr Leistung bietet als der Großrechner, den NASA 1969 für die Mondlandung benutzt hat. Ebenso entwickeln sich auch Autos zunehmend zu Hochleistungsrechnern auf Rädern: Während sich in herkömmlichen Fahrzeugen rund 70 verteilte Steuergeräte mit funktionsspezifischer Software finden, wird in neuen Architekturen die Fahrzeug-Intelligenz in wenigen Zentralrechnern, sogenannten HPCs (High-Performance-Computer), gebündelt. Diese Zentralrechner sind leistungsstark genug, um Software-Anwendungen unterschiedlicher Art mit der erforderlichen „Rechen-Power“ zu versorgen – von der Steuerung der elektrischen Fensterheber bis zum Management der Batterien eines Elektrofahrzeugs.
Hightech aus Nordbayern für das Auto der Zukunft
Software wird somit für die Autohersteller immer mehr zu einem wichtigen Unterscheidungsmerkmal. Ein prominentes Beispiel für den Bereich E-Mobilität ist das voll-elektrische Serienfahrzeug von Volkswagen, der ID.3. Was viele vielleicht nicht wissen: im ID.3 steckt jede Menge Hightech aus Nordbayern.
Die Entwicklung hin zum „softwaredefinierten“ Auto (Software-Defined Car) treibt der in Erlangen beheimatete Spezialist für Automotive-Software Elektrobit maßgeblich mit voran. Für die neuartige IT-Architektur des ID.3 hat das Unternehmen die Software für einen der drei Hochleistungsrechner zugeliefert, die das Herzstück der ID.-Familie und die intelligente Schnittstelle zur digitalen Welt bilden.
Hochleistungsrechner im Auto läuten eine neue Ära der Mobilität ein
Ein Vorteil einer Trennung von Hardware (Rechner) und Software (Anwendung) ist, dass sich ein Auto einfacher mit neuen oder erweiterten Funktionen nachrüsten lässt. Waren bislang Steuerungssysteme und Software so eng miteinander verknüpft, dass bei einem Update oft an beiden Komponenten Änderungen vorgenommen werden mussten, funktioniert das bei neuen Fahrzeugen wie beim Smartphone oder einem PC: neue Software-Version können remote auf die Rechner im Auto aufgespielt werden. Während dazu bislang die Fahrt in die Werkstatt notwendig war, etwa bei einem Servicetermin, kann dies zukünftig auch oder über das Mobilfunknetz („Over the Air“) erfolgen. Davon profitieren Hersteller und Kunden gleichermaßen: Updates können zeitnah, schnell und kostengünstig aufgespielt werden.
Es ist absehbar, dass Software im Auto künftig eine noch wichtigere Rolle spielen wird, vor allem in Verbindung mit Kommunikationstechnologien wie dem 5G-Mobilfunknetz, das neue Anwendungen und Services ermöglicht. Nutzer können so beispielsweise von unterwegs für E-Fahrzeuge einen Platz an einer Stromtankstelle reservieren, neue Anwendungen und Features für ihr Infotainment-System laden oder sich ein Hotelzimmer buchen und sich gleichzeitig Tickets für den öffentlichen Personennahverkehr am Zielort kaufen. Automobilherstellern eröffnen sich wiederum neue Chancen, ihren Kunden digitale Zusatzdienstleistungen und umfassende Mobilitätskonzepte anzubieten. Um diese neuen Mobilitätskonzepte auf die Straße zu bringen, sind Plattformen notwendig, mit denen sich die Software im Auto variabel an neue Anforderungen anpassen lässt. Für Software-Experten bedeutet dies, dass ihr Know-how mehr denn je gefragt sein dürfte.
Autor: Christoph Herzog, Head of Portfolio and Product Management bei Elektrobit