Autonomes Fahren und Fahrerassistenzsysteme in Würzburg

Begrüßung Intedis

Begrüßung (Bildquelle IHK Nürnberg für Mittelfranken)

Voll besetzt waren die Plätze bei der 8. Sitzung des Industrie- und Anwender Clubs e-Mobilität der nordbayerischen IHKs am 19.11.2015. Gastgeber war mit der Fa. Intedis GmbH & Co. KG einer der Hidden Champions in der Automobilindustrie. Wenige kennen den Namen des Würzburger Unternehmens, aber viele fahren mit ihren PKW tagtäglich mit dem Know-how der innovativen Ingenieure und Entwickler aus Mainfranken.

Geschäftsführer Klaus Wolff begrüßte die Teilnehmer und führte gleich zu Beginn aus, dass Intedis mehr im „Hintergund“ arbeite und deshalb nach außen hin nicht so einen hohen Bekanntheitsgrad habe, was sich aber nach der Sitzung vielleicht wieder etwas verändern könnte. Intedis ist eine Denkfabrik mit rund 30 Ingenieuren, die sich vor allem mit der automobilen Elektrik und Elektronik der Zukunft beschäftigt. Mit den Gesellschaftern LEONI AG und Hella KGaA Hueck & Co. arbeitet Intedis u. a. an Projekten, welche die Elektromobilität zukünftig noch sicherer und effizienter machen sollen.

Zahlreiche hochrangige Referenten konnte Jürgen Herber, Referent Innovation und Rohstoffe der gastgebenden IHK Würzburg-Schweinfurt , in Würzburg begrüßen. Zum ersten mal war mit Prof. Riender Happee auch ein Referent aus den Niederlanden mit dabei, der über den aktuellen Stand der Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten zum Thema autonomes Fahren an der TU Delft berichtete. Sehr interessant waren dabei die niederländischen Ansätze für autonomes Fahren in Städten, welche sich doch ein Stück weit von den deutschen Vorstellungen abheben.

Allen Vorträgen war jedoch eine Erkenntnis gleich: das autonome Fahren wird kommen. Es ist nur noch die Frage: Wann?

Referenten

Referentenfoto (Bildquelle IHK Nürnberg für Mittelfranken)

Ebenso war man sich bei den größten Herausforderungen einig. Angefangen bei der hochwertigen Sensortechnik, über die Dr. Joachim Kleinert vom ESI-Anwendungszentrum aus Erlangen sehr anschaulich referierte. Bis hin zur softwaretechnischen Umsetzung von „Car-as-a-Sensor“ oder der Nutzer-Akzeptanz von autonomen Fahren. So machte Dr. Rainer Holve, Vizepräsident der Elektrobit Automotive GmbH aus Erlangen, deutlich, wie schwer es ist, die Software so auszurichten, dass alle relevanten Daten in Echtzeit mit einbezogen werden und somit sicheres Fahren auch in Gefahrensituationen gewährleistet ist. Ebenso ist noch zu klären, wo die benötigten Daten überhaupt herkommen. Sicherlich aus „Cloud“. So viel ist schon mal klar. Noch gar nicht klar ist aber, wer die „Cloud“ zur Verfügung stellt. Ist es Google oder werden es die Automobilhersteller oder ganz andere Dienstleister sein. Das ist momentan noch gar nicht absehbar.

Autonomes Fahren birgt viele Vorteile, führt aber gleichzeitig auch zu wesentlichen Veränderungen. Ein Beispiel dafür ist die zukünftige Bedeutung von Taxis mit Fahrern. Hier wird es sicherlich massive Einschnitte geben. Ebenso ist es im Güterfernverkehr. Wann dies soweit ist und wann sich autonomes Fahren wirklich etabliert hat, hängt natürlich auch und vor allem von der Nutzerakzeptanz ab.

Prof. Dr. Claus-Christian Carbon, vom Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie und Methodenlehre der Universität Bamberg, gab einen interessanten Einblick wie sich die Automobilhersteller auch von der psychologischen Seite her dem Thema autonomes Fahren nähern und welche Rückschlüsse aus den Untersuchungsergebnissen abgeleitet werden können. Diese bilden eine wichtige Entscheidungsgrundlage für die Hersteller.

Abschließend warf der Geschäftsführer der Inventivio GmbH aus Nürnberg, Dr. Alexander Hars, noch einen zusammenfassenden und in die Zukunft gerichteten Blick auf die Herausforderungen und vor allem die Chancen des autonomen Fahrens. Hier wies er im Zusammenhang mit den Bestrebungen von Google oder anderen Anbietern noch einmal auf die Veränderungen im ÖPNV hin, die sich besonders in urbanen Gebieten niederschlagen werden. Das „Google-Auto“ ist bewusst nicht für die Langstrecke konzipiert oder gemacht. Aber es wird die junge Generation in den Städten erreichen, die nur von A nach B kommen will und dabei die angenehmen Seiten eines digital vernetzten Autos nutzen möchte. Größe und Schnelligkeit des Fahrzeugs spielen dabei eine untergeordnete Rolle.

Die 8. Sitzung des IHK-Innovations- und Anwenderclubs eMobilität wurde von der IHK Würzburg-Schweinfurt in Kooperation mit den nordbayerischen Industrie- und Handelskammern und dem Automation Valley Nordbayern durchgeführt.

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